Drittliga-Tabellenführer MSV reist nicht als turmhoher Favorit in die Nachbarschaft. Zum einen zeigt die Mannschaft von Trainer Ilia Gruev seit Wochen keine überzeugenden Auftritte in der Meisterschaft und verlor gerade 1:2 beim VfR Aalen.
Zum anderen will Gruev im Pokal rotieren lassen, um ein paar Kraftreserven für den Meisterschafts-Endspurt zu schonen. Schon vor zwei Jahren traten die Zebras unter dem damaligen Trainer Gino Lettieri mit einer B-Elf zum Pokalspiel in Oberhausen an und verloren 0:2. Danach hagelte es Kritik an Lettieri, der die Personal-Rotation im Vorfeld nicht angekündigt hatte und auf die Wichtigkeit der Meisterschaftsspiele verwies. Am Ende führte Lettieri den MSV in die 2. Liga – die Wogen glätteten sich wieder.
„Ehrlich gesagt kann ich so eine Vorgehensweise verstehen“, sagt Oberhausens Trainer Mike Terranova, „wenn ich beim MSV Duisburg in verantwortlicher Position wäre, dann würde ich genau so handeln. Man muss sich nur einmal vorstellen, dass die Duisburger bei uns im Pokal mit bester Besetzung spielen und ein paar Tage später ihr Punktspiel gegen Lotte verlieren. Dann kommen plötzlich die Nerven hinzu und das große Ziel ist plötzlich gefährdet. So ein Aufstieg steht über allem. Im übertriebenen Sinne würde ich mit der A-Jugend zum Pokal antreten.“
Terranova wählte jetzt sogar selbst die Personal-Rochade. Beim Meisterschaftsspiel gegen Viktoria Köln ließ der 40-Jährige vier Stammkräfte draußen. Knipser Simon Engelmann wurde geschont, auch die Verteidiger Tim Hermes und Daniel Heber bekamen Verschnaufpausen. Dominik Reinert wurde nur für ein paar Minuten eingewechselt. „Das waren alles Vorsichtsmaßnahmen. Wir hätten nie und nimmer so hoch gegen die Viktoria verloren, wenn alle an Bord gewesen wären. Ich glaube aber nicht, dass die Niederlage einen Knacks auslöst“, so Terranova.
Vor der Saison hatten sich die Oberhausener mehrere Ziele gesetzt. „Eines davon ist der Gewinn des Niederrheinpokals. Und dieses Ziel verfolgen wir nach wie vor. Das Stadion wird rappelvoll, der Drittliga-Spitzenreiter kommt zu uns. Für meine Jungs ist es das Spiel des Jahres. Mit Leidenschaft, Wille und der Bereitschaft, stärker zu sein als der Gegenspieler, können wir es packen“, ist der einstige Wattenscheider Offensiv-Trickser sicher.
Eine Prämie für den Einzug ins Finale gegen Rot-Weiss Essen hat Terranova nicht ausgehandelt. „Ich weiß nicht, wie das bei der Mannschaft aussieht, aber für mich gilt: Es geht nicht ums Geld. Ob ich 100 Euro mehr habe, ist mir egal. Ich will mit den Jungs Erfolg haben!“